"Mien Wöllnbörp"

Dieses Gedicht ist eine Hymne auf auf meine Heimat, die Fischeransiedlung in Wellingdorf, die auf dem früheren Rosenberg gelegen ist. Das Gedicht verfasste ich im November 2008 für den Schipperdisch des EWSK im Februar 2009. Die nachfolgende Erklärung zu den Texten schrieb ich im September 2010.

Mien Wöllndorp

Wo de Schwentin sik leggen deit,
nerrn in de Kieler För,
mien Öllernhuus al hier nu steiht,
sied mihr as hunnert Johr.

In Wöllndörp op´n Rosenbarg
dor stünn so still mien Weeg.
Sied Johrn nu weiht stolt al uns Flagg
an Hoven, wo wi leevt.

Wo Schiet pukt wöör und Netten drögt,
wo geel wörr molt de Gang,
wo Bööt wörrn teert un molt un plegt,
dor weer de nee Strand.

Keem kolen Storm un hittes Füer,
keem Angst und grote Not.
keen Düvel dee mi börn vun hier,
keen Hunger un keen Flood.

Ik wull, ik weer noch mol so jung
un hör so´n liesen Leed.
Ik seh in de Erinnerung
dor nerrn de Fischerbööt.

An Strand wi speelten, Dag för Dag,
ik wull, dat ik hier bleev.
un Glocken lüüd, ganz fien uns sacht -
mien Wöllndörp, ik heff die leev.


Die Bedeutung der Verse meines Gedichtes soll hier weiter erklärt werden:

1. Vers: An der Schwentinemündung endet der Flusslauf in einer breiten Mündung. Dort verliert die Schwentine ihr ruhiges und stetiges Dahinfließen und legt sich aus der Sicht vom Rosenberg "nerrn", d. h. dort unten, in die Kieler Förde:
Wo de Schwentin sik leggen deit,
nerrn in de Kieler För, ...
Hier steht mein Elternhaus schon mehr als hundert Jahre, das Hintzenhaus in der Brückenstrasse 25/27, in dem ich meine Jugend verbrachte:
mien Öllernhuus al hier nu steiht,
sied mihr as hunnert Johr.

2. Vers: In Wellingdorf auf dem Rosenberg, dort stand meine Wiege - so still. Hier sehe ich meine Familie, Großeltern, Eltern und Bruder:
In Wöllndörp op´n Rosenbarg,
dor stünn so still mien Weeg.
Hier weht seid Jahren stolz unsere Flagge, die des Ellerbek-Wellingdorfer Segelklubs, unseres kulturellen Mittelpunkts, der die Heimat und Tradition der Ellerbeker Fischerei verkörpert - hier am Hafen, wo wir leben:
Sied Johr´n nu weiht stolt al uns Flagg,
an Hoven, wo wi leevt.

3. Vers: "Schiet puken" ist das Säubern der Netze nach dem Fischen. Getrocknet wurden die Netze auf dem Netztrockenplatz, dem heutigen Winterlager für die Boote des EWSK. Dieser Platz ist inbegrifflicher Bestandteil des Strands. Der Strand, das Fördeufer, auf dem in Ellerbek Netzte gereinigt, heil gemacht und getrocknet wurden, war auch der Bereich, in dem die Fischerboote geteert, gestrischen und gepflegt wurden. Der "geele Gang", die farbliche Kennung der ellerbeker Fischerboote, musste immer gestrichen werden, damit die Boote schön aussahen. Mit der Umsiedlung des Fischerdorfs von Ellerbek nach Wellingdorf kurz nach 1900 hatte man keinen Strand mehr, doch der Begriff Strand blieb erhalten. Der neue Strand war der Fischerhafen und der Netztrockenplatz:
Wo Schiet pukt wörr und Netten drögt,
wo geel wörr molt de Gang,
wo Bööt weern teert und molt und plegt,
dor weer de nee Strand.

4. Vers: Hier in der Fischeransiedlung liegt meine Heimat. Kämen kalter Sturm und heißers Feuer, kämen Angst und große Not, kein Teufel würde mich von hier forttragen, kein Hunger und keine Flut. "börn" oder "wegbörn" ist das körperliche Tragen oder Forttragen:
Keem koolen Storn un hittes Füer,
keem Angst un grote Noot,
keen Düver de mi börn vun hier,
keen Hunger un keen Flood.


5. Vers: Ich sehne mich nach meiner Kinderzeit, in der wir fröhlich und frei waren. Dann hörten wir die Fischer singen, beim Schietpuken, beim Feiern oder wenn die Boote vor dem Winter mit vereinten Kräften an Land gezogen wurden. Dann sehe und erinnere ich dort unten die Fischerboote liegen:
Ik wull, ik weer noch mol so jung
un hör son´n liesen Leed.
Ik seh in de Erinnerung,
dor nerrn de Fischerbööt.

6. Vers: Der Strand mit den Booten, das war unser beliebter Spielplatz, an dem wir uns Tag für Tag verweilten - ich wollte, dass wir hier bleiben könnten, wie in jenen Tagen:
An Strand wi speelten Dag för Dag,
ik wull, dat ik hier bleev.
Das Leben auf dem Rosenberg war ruhig, fern ab vom städtischen Treiben Kiels. Hier war es dörflich, jeder kannte jeden und Sonntags, wenn die Arbeit ruhte und es besonders still war, hörten wir die Glocken der Behelfskirche läuten - ganz fein und sacht. Dich, mein Wellingdorf liebe ich sehr.
Un Glocken lüüd, ganz fien un sacht -
mien Wöllndörp, ik heff die leev.



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